Einbahnstraße nach Myanmar

Erst seit etwa einem halben Jahr ist es möglich über die Landgrenze nach Myanmar zu reisen. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen und sitzen abends im Nachtbus von Bangkok nach Mae Sot, einer kleine Stadt im Norden, an der Grenze zu Myanmar (Burma). Früher war dieser Grenzübergang sehr beliebt für den „Visa-run“, also die Aus- und anschließende Wiedereinreise, um erneut ein 30-tägiges Touristenvisum für Thailand zu erhalten.

Die Einreise veräuft reibungslos, und so finden wir uns früh morgens zusammen mit einigen anderen Reisenden in Myawady wieder, zwischen Männern in rockähnlichen Tüchern anstatt Hosen, Frauen mit allerlei Leckereien geschickt auf dem Kopf balanciert, tradisionellen Sonnenschutz im Gesicht, und freundlich lächelnden Gesichtern – einige allerding mit blutroten Mündern, dank der aufputschenden Bethelnüsse, die gern und überall gekaut werden. Die Überreste der Bethelnuss-Kauerei sind allgegenwärtig – Sie werden fast überall hingespuckt. Als frisch eingereiste fühlen wir uns wie in einem Tarantino Film oder einem Schlachthaus, denn die Straße ist bedeckt von blutroten Flecken.

Wir lassen uns zu sechst von einem Local in seinem Van über die Bergkette fahren, in die Hafenstadt Mawlamyin (gesprochen etwa Moulmein). Die Straße durch die Berge ist eine schlaglochübersäte Schotterpiste, und auf Grund mangelnder Breite im Tageswechsel nur in eine Richtung zu befahren (das wussten wir zum Glück vorher, und konnten entsprechend planen). Für die ersten 25km brauchen wir knapp 3 Stunden, eingepfercht zu viert auf der zweisitzigen Rückbank. Zum Glück wird die Straße besser, und nach ca. 7 Stunden erreichen wir Mawlamyin, gerade noch rechtzeitig um den Sonnenuntergang über der Flussmündung zu sehen.

Unterkünfte sind in Myanmar, vor allem abseits der bereits touristisch erschlossenen Gebiete, im Vergleich zu den Nachbarländern teurer, dafür aber rar, weniger sauber und komfortabel. Wir gewöhnen uns an Zimmer, die gerade groß genug für das Bett sind und mäßig gepflegte Sanitärbereiche (einige Oberflächen sehen aus, als wären sie wirklich noch nie gereinigt worden). Seit der Öffnung der Grenzen haben einige Regionen einen sichtlichen Zuwachs an Besucherzahlen, auf die noch nicht mit neuen Herbergen reagiert wurde. Dafür ist die Verpflegung sehr günstig und wir genießen eine ausgesprochen leckere Küche, der man die Einflüsse der Nachbarländer deutlich anmerkt: Nudelgerichte, Currys und krosse Bananenpfannkuchen sind ein Gaumenschmaus.

Auch in Mawlamyain gibt es im Budgetbereich nur wenig Auswahl was die Unterkünfte betrifft. Der Ort erlebt allerdings aktuell einen großen Zuwachs an Travellern, seit die Einreise über Land von Thailand aus möglich ist. Daher ist das “Breeze Guesthouse”, das wir uns ausgeschaut hatten, tatsächlich ausgebucht, ebenso die andere Budgetoption.

“Zusammengeschweißt” auf der Fahrt über die burmesischen Berge buchen wir direkt eine Familien Suite im “OK Hotel”, das seinem Namen alle Ehre macht, und verbringen auch die nächsten Tage in und um Mawlayin in Deutsch-Italienisch-Französisch-Japanischer Konstellation. Abends finden wir ein Restaurant, indem köstliche Currys mit Nachschlag serviert werden (ab jetzt unser Stammlokal) und sogar eine sehr authentische, lokale Kneipe, in der leckerstes Myanmar Bier und einheimischer Whiskey ausgeschenkt wird. Zu späterer Stunde wird zu unser Ehren die eine und andere lokale Melodei an der Gitarre zum besten gegeben und man uns nur mit dem Versprechen gehen am nächsten Tag wiederzukommen – was wir gern tun. 

Weiter nach Mawlamyain

 

 

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